Schon bei der ersten Fahrt von unserem Züchter nach Hause musste Dea sich übergeben. Mist. Kein guter Start für einen Hund, der in der kurvenreichen Steiermark wohnen soll. Bis heute zählt Autofahren definitiv nicht zu Deas Lieblingsbeschäftigungen, aber sie hat sich damit angefreundet.
Damals haben wir wie verrückt nach Hinweisen gesucht, was wir gegen die Übelkeit tun können. Eigentlich hat uns aber keiner der Artikel die wir online gefunden haben wirklich weitergeholfen.
Deshalb möchten wir jetzt den Artikel für euch schreiben, den wir damals gebraucht hätten! Wir schreiben darüber, was wir ausprobiert haben, was funktioniert hat und was nicht.
Vor allem für Welpen kann das Unwohlsein beim Autofahren sehr prägend sein.
Wir haben uns damals sehr auf die Übelkeit und die Skepsis vor dem Auto konzentriert: Wie machen wir ihr das Einsteigen schmackhaft? Wie können wir verhindern, dass ihr schlecht wird? Wo soll Dea im Auto am Besten sitzen? Das sind auch alles wichtige Dinge – aber dazu später mehr.
Viel wichtiger wäre gewesen, die Situation von Beginn an ganzheitlich zu sehen, mit all ihren Auswirkungen.
Die Übelkeit beim Fahren hatte nämlich Einfluss auf ganz viele andere Dinge:
Das haben wir erst nach und nach so richtig realisiert. Wir haben zwar auf einige Ausflüge verzichtet, um Dea die Autofahrt zu ersparen (ist ja auch irgendwie logisch), aber im Nachhinein würden wir noch mehr runterschrauben und alle Situationen noch viel viel viel langsamer angehen.
Das bedeutet nicht nur, dem Hund nach dem Aussteigen besonders viel Zeit zu geben um anzukommen: Vielleicht verzichtet ihr erstmal sogar auf alle Kurse, zu denen ihr mit dem Auto fahren müsst. Wir hätten das im Nachhinein gesehen auf jeden Fall gemacht.
Wir hatten so einen Stress, das Problem zu „beheben“, dass wir noch mehr Unruhe in die Sache gebracht haben. Wir sind ja chronische zu-viele-Sorgen-Macher und wie immer wäre Ruhe und Abwarten die beste Lösung gewesen.
Das gilt natürlich grundsätzlich auch für erwachsene Hunde, denen im Auto schlecht wird!
Wie erkennt man, dass einem Hund im Auto schlecht wird? Blöde Frage: Er erbricht. Aber auch intensives Hecheln, Zittern und Speicheln oder Unruhe sind ein Anzeichen dafür, dass dem Hund entweder schlecht ist oder er Angst davor hat, dass er Erbrechen muss. Bei starker Angst kann es auch sein, dass euer Hund bellt oder jault, oder sogar Urin und Kot nicht mehr halten kann.
Das Hecheln und Speicheln war (neben dem selteneren Erbrechen) bei Dea der Fall. Auch wenn sie schon länger nicht mehr erbrochen hatte, war sie beim Fahren immer grundnervös. Sie hat öfter ihren Polster und ihre Beinchen komplett vollgesabbert. Wir hatten deswegen immer genug Handtücher und Decken mit, damit sie möglichst nicht im Nassen liegen musste.
Bei Welpen ist die Übelkeit im Auto gar nichts Außergewöhnliches. Das Gleichgewichtsorgan im Ohr ist noch nicht fertig ausgebildet, und manche Hunde reagieren dadurch sensibel auf das Schaukeln.
Es kann sein, dass es eurem Hund besser geht sobald er fertig ausgewachsen ist. Bei Dea hat sich die Übelkeit mit ca. 1,5 Jahren von selbst großteils gelegt.
Das muss aber nicht sein. Manche Hunde reagieren bis ins hohe Alter sensibel auf die Beschleunigungskräfte im Auto.
Wenn man sehr dynamisches Fahren gewöhnt ist, muss man mit Hund im Auto erstmal umdenken. Wir haben uns angewöhnt, für Dea maximal beständig und ruhig zu fahren.
Mittlerweile sind wir schon richtige Sonntagsfahrer und erwischen uns manchmal dabei, auf’s Überholen zu verzichten obwohl Dea gar nicht im Auto ist..
Wenn ein Hund das Auto noch nicht kennt, muss er sich an Vieles erst gewöhnen: die Gerüche, die Geschwindigkeit, das Schaukeln des Autos,.. Die Aufregung kann auch ein Grund für Übelkeit sein.
Wenn einem Welpen oder Hund aus dem Tierschutz bei seiner ersten Autofahrt übel wird, kann ihn die Aufregung, Angst & Übelkeit durchaus auch länger begleiten.
Alle diese Methoden haben leider überhaupt keine Garantie, für euch zu funktionieren. Da hilft einfach nur ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren! Vielleicht macht eurem Hund eine davon das Leben leichter.
Ein leerer Magen ist grundsätzlich eine bessere Voraussetzung für’s Autofahren, um Übelkeit zu vermeiden. Auf der anderen Seite ist ein zu leerer Magen oft auch nicht optimal.
Probiert also mal aus, eurem Hund mindestens einen halben Tag vor der Autofahrt kein Futter zu geben. Vielleicht geht es ihm aber auch besser, wenn er eine halbe Stunde vor der Fahrt noch eine Handvoll Futter bekommt.
Die Position im Auto macht oft einen großen Unterschied darüber, wie sich der Hund beim Fahren fühlt. Vielleicht hilft es euch also, wenn ihr sie variiert:
Für Dea klappt das Fahren im Kofferraum in ihrer (Metall-)Box am besten. Wir haben ihr die Polster darin so arrangiert, dass sie sich möglichst fest zwischen Polster und Box-Wand drücken kann. Zugegeben ist unsere Box ein bisschen zu groß, was nicht ganz optimal ist – aber wir wollten, dass sie sich bequem strecken kann, wenn sie mal im Auto wartet. Wenn ihr beim Fahren doch mal wieder übel wird, setzt sie sich auf um ein bisschen aus dem Fenster zu schauen.
Wir haben davor alle erdenklichen Varianten ausprobiert. Unsere Nähe hat Dea zu Beginn sehr geholfen, deshalb saß sie mit einem von uns am Rücksitz. Gleichzeitig waren wir aber auch um ihre (und unsere) Sicherheit besorgt. Einen Anschnallgurt für’s G’schirrli finden wir nicht optimal, alles andere ist bei einem Unfall leider noch gefährlicher. Als sie sich besser an’s Fahren gewöhnt hatte, haben wir deshalb zur Box gewechselt.
Wie ihr euch schlussendlich positioniert müsst ihr natürlich für euch und euren Hund entscheiden.
Wenn dem Hund im Auto schlecht wird, findet er das Auto wahrscheinlich generell eher gruselig, und steigt auch nicht gerne ein.
Damit zumindest diese Nervosität nicht sein muss, könnt ihr eurem Hund zeigen, dass er vor dem Auto oder dem Einsteigen selbst keine Angst haben muss. Das macht man am Besten in Momenten, in denen man eigentlich nicht wegfahren möchte.
Wir haben das über Monate jeden Tag in der Früh schrittweise mit Dea geübt:
Schritt 1: In der Nähe des Autos sein
Schritt 2: Einsteigen
Schritt 3: Kofferraum schließen
Schritt 4: Motor anstarten
Schritt 5: Losfahren
Zuerst sind wir mit ihr nur an der Leine eine Runde um’s Auto gelaufen und haben uns gleich wieder entfernt. Zwischendurch haben wir großzügig belohnt, ihr gesagt wie mutig sie ist und uns mit ihr gefreut, wenn sie ohne zu zögern weitergehen konnte.
(Zum Thema Belohnung: Futter war dabei für uns die ganz, ganz, ganz falsche Wahl. Vor allem in der Situation, in der sie sowieso schon Angst hatte, dass ihr schlecht wird. Ball & Zergel waren für uns die bessere Wahl. Lest hier mehr über Belohnungsvarianten!)
So haben wir uns dem Auto immer weiter genähert, bis Dea selbsständig eingestiegen ist und wir den Kofferraum schließen konnten, ohne dass sie nervös wurde. So haben wir uns schrittweise bis zum Losfahren vorgearbeitet.
Schrittweise heißt in dem Fall: Das geht nicht von heute auf morgen. Auch nicht von heute auf übermorgen. Es dauert echt lange. Verdammt, dauert das lange. Vor allem, wenn man zwischendurch gezwungenermaßen immer wieder mit dem Auto fahren muss, und der Hund sich übergeben muss. Das zerstört oft das aufgebaute Vertrauen.
Mittlerweile läuft Dea zwar nicht mit Begeisterung, aber ohne zu zögern (und auch ohne Leine) zum Auto und steigt selbständig ein. Auch im Auto zu warten ist kein Problem mehr. Puh, ihr glaubt nicht, wie wir das gefeiert haben!
Im Endeffekt hilft diese Übung dem Hund zu verstehen, dass das Auto nicht bedeutet: „Mir wird schlecht, sobald dieses Ding im Spiel ist“. Sie lindert das Symptom, dass dem Hund schon aus Aufregung übel wird und er vor Beginn der Fahrt zu speicheln beginnt. Es gewöhnt ihn außerdem an die Geräusche und Gerüche des Autos.
Gegen die tatsächliche Übelkeit während der Fahrt hilft das Ganze natürlich leider nichts, wenn sie körperliche Ursachen hat.
Es gibt einige Dinge, die ihr euren Hunden geben könnt um seinen Magen ein bisschen zu beruhigen.
Hartes Brot dämmt die Magensäure. Ihr könnt eurem Hund also vor dem Fahren ein Scherzerl zum Knabbern anbieten – vorausgesetzt er hat keine Getreideallergie natürlich.
Angeblich hilft auch Ingwer, den Magen zu unterstützen. Bitte aber keinen eingelegten Sushi-Ingwer 😉 Man kann Ingwer-Pulver oder Kapseln in der Apotheke kaufen und ins Futter mischen. Wegen der Dosierung (wie oft, wie viel, wie lange) fragt ihr am Besten kurz bei eurem Tierarzt nach.
Vor allem Fenchel- und Kamillentee können den Magen-Darm-Trakt des Hundes etwas beruhigen. Vielleicht könnt ihr sie eurem Hund während Pausen oder nach dem Fahren zu Trinken geben. (Wir mögen die Kräutermischungen von Tota vi naturae!)
Unsere Dea wollte leider unmittelbar vor, beim und nach dem Fahren gar nichts trinken (oder essen).
CBD, unser kleines Wundermittel. Wir haben ja schon öfter darüber geschrieben, dass uns CBD-Öl* bei einigen Baustellen geholfen hat. Es hatte eine positive Wirkung auf Deas Magen, denn mit CBD-Öl fing Dea an besser zu fressen und musste sich außerdem im Auto nicht mehr so oft übergeben. Dadurch wurde automatisch ihr Stress und das Speicheln weniger, und sie fühlte sich wohler im Auto: Eine Spirale positiver Gefühle.
Ihr könnt in unserem CBD-Artikel nachlesen, wieso und wie es wirkt.
Wir haben einen ganzen Artikel darüber geschrieben, wie ihr eurem Hund helfen könnt, entspannt zu bleiben. Dort beschreiben wir auch Hilfsmittel wie einen konditionierten Entspannungsgeruch oder eine Entspannungsdecke, ein Relaxopet* (ehem. Relaxodog), oder das Thundershirt*. Alle diese Methoden könnt ihr ausprobieren, um eurem Vierbeiner ein bisschen den Stress zu nehmen.
Eine weitere Möglichkeit ist Adaptil, das über Entspannungs-Pheromone funktioniert. Es gibt Halsbänder*, Tabletten* und Sprays*, die diesen Beruhigungsbotenstoff abgeben. Es soll der selbe Stoff sein, den die Mutterhündin auch beim Säugen bildet. Deshalb sind Hunde schon automatisch darauf konditioniert, falls sie die ersten Wochen bei ihrer Mutter aufgewachsen sind.
Manchmal hilft regelmäßig ein bisschen Frischluft, damit’s eurem Hund besser geht.
Eventuell hilft es, eure Fahrt in mehrere Kurzstrecken aufzuteilen und immer mal wieder Pause zu machen, damit sich euer Hund die Beine vertreten kann. Für uns war das keine gute Strategie: Erstens übergab sich Dea magischerweise immer kurz vor dem Stehenbleiben, und zweitens war sie beim Aussteigen immer sehr aufgeregt - auch nicht besonders gut für einen ruhigen Magen..
Falls das alles nichts hilft, berät euch sicher euer Tierarzt / eure Tierärztin.
Wenn ihr gerne auf Homöopathie setzt, fragt nach Cocculus oder Nux vomica, oder probiert Resche-Tropfen oder andere Bachblüten-Präparate.
Es gibt für den Notfall auch verschiedene Medikamente zur Beruhigung und gegen das Erbrechen – die meisten sind aber nicht für die tägliche Autofahrt gedacht. Dea hat nach ihrer Nabelbruch-Operation als Welpe für die Heimfahrt Cerenia gespritzt bekommen – ein Mittel zur Vorbeugung von Erbrechen – weil sie sich eh schon elend gefühlt hat.
Von eurer Seite braucht es neben der Lösungs-Suche auch viel Verständnis. Für euren Hund ist es einfach blöd, mitfahren zu müssen wenn ihm ständig schlecht wird. Ja, das kann echt unpraktisch für euch sein. Aber es hilft euch allen, wenn ihr die Situation akzeptiert und eure Erwartungen an gemeinsame Abenteuer anpasst.
Fakt ist: Wenn eurem Hund permanent schlecht wird helft ihr ihm am Meisten, indem ihr das Autofahren so gut es geht vermeidet.
Vielleicht gibt es eine tolle Hundepension in eurer Nähe, oder ihr habt jemanden, der auf euren Vierbeiner aufpassen kann während ihr unterwegs seid. Ausflüge mit Hund lassen sich außerdem auch mit nur minimalem Auto-Einsatz planen. Das haben wir mit der kotzenden Dea im Auto gelernt...
* Die gekennzeichneten Links sind Werbelinks. Bei einem Kauf über den Link erhalten wir eine kleine Provision. Der Kaufpreis verändert sich dadurch für euch aber nicht!