Hausleine für Welpen: Wofür ist das gut?

Für kaum etwas sind wir so komisch angesehen worden wie für die Leine, die unser Welpe zuhause hinter sich her gezogen hat. Da kam der ein oder andere negative Kommentar:

„So ein Welpe muss sich doch frei bewegen dürfen!“
(Durfte sie ja. Wir hatten die Leine ja nicht ständig in der Hand!)

„Da fühlt sie sich ja eingeengt!“
(Die Vermenschlichung pur! Nur wir Menschen verbinden mit Leinen automatisch eine Einschränkung und Begrenzung. Mit unserem Verhalten geben wir das dann an den Hund weiter. Wenn der Welpe die Leine aber meistens einfach hinter sich herziehen kann, ist sie für ihn keine Begrenzung.)

„Habt’s ihr einen Kontrollwahn?“
(Ein bissl. Aber die Hausleine hat nichts damit zu tun.)

Ich geb’s ja zu: Es sieht gewöhnungsbedürftig aus. Aber die Hausleine hat uns ehrlich geholfen, aus Dea eine höfliche, ruhige und angenehme Mitbewohnerin zu machen. Sie ist daheim und in anderen Wohnungen so extra-brav, dass man ihr den Pfeffer im Hintern gar nicht anmerkt.

Weil man (finde ich) viel zu wenig über das Training mit einer Hausleine findet, haben wir hier mal unsere Erfahrungen zusammengefasst!

Was ist eine Hausleine?

Eine Hausleine ist eine 1-2 Meter lange Leine, die der Welpe zuhause angeklippst bekommt. 99% der Zeit kann er sie einfach hinter sich her ziehen. Sie schleift dabei einfach am Boden wie beim Schleppleinen-Training draußen. In der Nacht kam die Leine bei uns ab.

Die Hausleine kann zum Beispiel aus dünnem (Kletter-)Seil bestehen. Da Dea als Welpe gerne an allem herumgekaut hat, war für uns aber das Material Biothane die bessere Wahl. Es ist etwas robuster, genauso leicht und saugt sich nicht mit Wasser voll. (Dea hat so wenigstens nur ein Exemplar zerbissen 😉)

Unsere Hausleine war 2 Meter lang und nur 9mm breit. Eine Griffschlaufe hatte sie nicht, damit sie nicht so leicht wo hängen bleibt. (Hier könnt ihr unsere Biothane-Hausleine bestellen* - eine längere Variante haben wir übrigens als Schleppleine für draußen!)

Unser Haus ist recht minimalistisch eingerichtet – es gab also sowieso gar nicht viel, woran die Leine hängen bleiben konnte. Ein paar Mal hat sie sich unter Türen oder unter unseren Esszimmer-Schwingstühlen verklemmt, aber das war kein Drama.

Eingewöhnung

Dea hatte überhaupt keine Scheu vor der Leine oder vor dem Geräusch der Leine am Boden. Wir haben die Leine also einfach am Hund befestigt – fertig!

Mit ängstlicheren Welpen sollte man die Sache aber sicher langsamer angehen und die Leine mit viel Lob & Bestätigung positiv besetzen.

Dauer

Dea hatte ihre Hausleine dran bis sie etwa 10 Monate alt war. Zu dem Zeitpunkt hatten wir sie schon einige Wochen lang kein einziges Mal in der Hand. Die Dauer ist einfach individuell zu entscheiden und hängt am Verhalten.

Wozu wir die Hausleine verwendet haben

Ruhetraining

Wie alle Welpen steckte Dea voller Energie und war eher unwillig, ihr Spielen für sowas Unnötiges wie Schlafen zu beenden.

Ihr kennt sicher den verrückten Ausdruck in Welpen- oder Kinder-Augen, wenn sie komplett überdrehen obwohl und weil sie schon so müde sind. Wir haben Dea dann an der Leine zu uns geführt (kein Ruckeln, kein Reissen!), haben uns an den Esstisch oder auf die Couch gesetzt und haben den Fuß auf die Leine gestellt. So gab es für sie eigentlich nur mehr die Möglichkeit, einfach einzuschlafen.

Ähnliches kann man natürlich mit einer Hundebox erreichen. Da für uns in der Welpenzeit Boxentraining aus verschiedenen Gründen nicht das Richtige war, half uns die Leine dabei, Ruhepausen trotzdem konsequent durchzusetzen. Dea hat es sehr genossen, bei ihren Schlafpausen in unserer Nähe zu sein zu können.

Auch heute noch ist Dea nach einem (zu) aufregenden Tag froh, wenn wir ihr die Entscheidung zu schlafen damit abnehmen, sie anzuleinen. Grundsätzlich hat sie aber mit der Hausleine gelernt: Zuhause = Ruhezone. Das war uns besonders wichtig, da wir im Homeoffice arbeiten und es dort nicht den ganzen Tag Action geben kann. (Die gibt’s dann draußen!)

Rückruf

Die Aufmerksamkeitsspanne eines Welpen ist echt kurz. Ruft man so einen Flauschball im Haus zu sich, kann es schon mal passieren, dass ein herumliegendes Spielzeug auf seinem Weg zu dir plötzlich spannender wird.

Okay, kein Drama. Mit der Hausleine kann man den Welpen aber zumindest gut abholen gehen. Dann passiert’s nicht, dass er ein „Fang mich!“-Spiel draus macht. Quasi Schleppleinen-Training im Mini-Format!

Anti-Rabauken-Management

Die Hausleine hilft bei allem Verhalten, das von Menschen als unhöflich empfunden wird – Hände beißen, anspringen und distanzlos sein (z.B. auf der Couch über jemanden drüberspringen und -laufen).

Mit der Hausleine kann man gut Ruhe und ein bisschen Abstand in die Sache bringen, ohne den Welpen gleich mit „Isolationshaft“ zu bestrafen. Für Dea (und die meisten anderen Welpen) ist es eine sehr harte Strafe, für etwas ignoriert oder in ein anderes Zimmer gesperrt zu werden.

Mit der Hausleine kann man den Welpen sanft weghalten, ihn durch’s Auf-die-Leine-steigen wieder beruhigen oder das Verhalten von vornherein managen (Stichwort: Essen klauen oder Hausklingel-Chaos).

Zusätzliche Vorteile einer Hausleine

  • Angeleint werden ist auch draußen nicht automatisch doof. Dea hat gelernt, dass die Leine nicht unbedingt eine Begrenzung bedeutet.
  • Der Welpe lernt, eine höfliche Distanz beizubehalten. Das ist vor allem praktisch, wenn Menschen zu Besuch sind, die nicht so viel mit Hunden anfangen können. (Soll’s ja auch geben, hab ich gehört!)
  • Auf der Leine stehen oder „statisch“ angeleint sein ist konditionierte Entspannung: Dea schläft auch im Restaurant gemütlich unterm Tisch, wenn sie angeleint ist.

Wir haben den Einsatz der Hausleine nicht bereut – trotz der komischen Blicke. Und sich an Kritik zu gewöhnen ist sowieso die wichtigste Lektion im Hundetraining 😉


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